Erste Hilfe bei Burn-out

Erster Schritt - Verstehen

Was genau ist Burn-out?

Was genau ist Burn-Out? Eine ärztliche Definition für das Burn-Out-Syndrom gibt es nach ICD-10-Klassifikation nicht. Diese beschreibt per Nummern-Code alle feststellbaren Erkrankungen. Dennoch ist der Begriff Burn Out in unserer Gesellschaft etabliert und beschreibt ein Syndrom aus verschiedenen Einzel-Symptomen. Sie sind besonders häufig bei Menschen mit hoher Belastung im Alltag anzutreffen. Belastungen können beruflich oder privat oder in beiden Bereichen vorliegen. Die klassischen Störungen und Erkrankungen, die sich als Burn-Out äußern, sind die Anpassungsstörungen, Depressionen, die Belastungsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen.

Portrait of mature woman in distress, close-up. Agitated tensed face. Middle-aged beautiful female
Checklist box
Zweiter Schritt - Diagnose

Bin ich betroffen?

Jeder Mensch ist individuell und hat seine ganz eigene

Geschichte. Die Diagnose von Burn Out ist deshalb nicht nach „Schema F“
feststellbar. Eine Vielzahl von Aspekten muss beachtet werden.

Es gibt jedoch ein 3 Stufen Modell für Burn Out, was jeder
für sich selbst schon mal überprüfen kann. Sollten Sie sich in den folgenden
Beschreibungen wieder finden, ist Hilfe von außen sinnvoll:

  • Energieverlust, geringere Belastbarkeit als früher
  • Schmerzen ohne körperlichen Befund bzw. ohne organische Ursache, wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Verspannungen der Muskulatur
  • Schlafstörungen: Einschlaf- Durchschlafprobleme
  • Gedankenenge (ich kann die Situation nicht ändern, ich muss alles irgendwie schaffen, damit klarkommen…)
  • Mehrarbeit und Überlastung wird zur Normalität
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Inneres „Getriebensein“, Unfähigkeit zur Entspannung
  • Reizbarkeit gegenüber anderen Personen
  • Kränkungsgefühle bis hin zu aggressiven Ausbrüchen
  • Schuldgefühle
  • Kompensation der unangenehmen Gefühle über Alkohol, Shopping, Nikotin, Sex, Schokolade, Netflix-Serien: alle Arten von Suchtverhalten
  • Sozialer Rückzug (kein Raum und Sinn mehr für Beziehungen, Freizeit, Urlaub, alles, was mit Freude verbunden ist)
  • Körper und Geist steuern auf völlige Erschöpfung hin
  • Motivations- und Interessenverlust
  • Grübelattacken mit ambivalentem Gedankenkreisen („ich schaff es nicht, – ich muss es schaffen“)
  • Apathie und/oder quälende innere Unruhe
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Niedergeschlagenheit
  • Körperliche Symptome der völligen Erschöpfung bis zum Nervenzusammenbruch; „Nichts geht mehr“
  • Suizidale Gedanken können auftreten
Dritter Schritt - Erste Schritte

Was kann ich tun?

  • Machen Sie sich bewusst, dass die Situation allein kaum zu bewältigen ist und dass es völlig in Ordnung ist, andere um Hilfe zu bitten
  • Überlegen Sie, ob es Freunde gibt, denen Sie sich anvertrauen können
  • Gibt es keine Menschenseele, die Ihnen im ersten Schritt hilfreich erscheint, konsultieren Sie ihren/einen Hausarzt
  • Prüfen Sie Ihren Versicherungsschutz für Krankentagegeld/Berufsunfähigkeit
  • Eine Pause in Form einer Krankschreibung schafft einen ersten Schutzrahmen, um Klarheit für sich zu gewinnen, welche Schritte als nächstes anstehen
  • Bitten Sie Ihren Hausarzt um eine Überweisung zu einem/r Psychotherapeut*in und einem Facharzt für Neurologie/Psychiatrie; nur diese haben die Möglichkeiten, Sie adäquat zu versorgen
  • Die Wartezeiten auf einen Platz in der Psychotherapie können lang sein
  • Recherchieren Sie in Ihrem Umfeld nach freiberuflichen Therapeuten für Psychotherapiefür aktue Erste Hilfe = Selbstzahlerleistungen
  • Vereinbaren probatorische Sitzungen bei Kassen-Psychotherapeuten um die Person besser kennen zu lernen. Legen Sie sich erst fest, wenn Sie sicher sind, dass der/die Therapeut*in zu Ihnen passt.
  • Nach einer gewissen Wartedauer wird hoffentlich ein Platz für eine Therapie mit Kostenübernahme durch die Krankenkasse frei
  • Parallel können Sie nach Maßnahmen suchen, die Ihnen zusätzlich helfen: Gespräche mit Gleichgesinnten oder anderen Betroffenen, Gruppen für Selbstreflektion, Entspannungsgruppen mit Autogenem Training, Yoga oder Walking
  • Lassen Sie sich Zeit für die Heilung; Druck in Form von „Ich muss in 4 Wochen wieder fit sein!“ ist höchst kontraproduktiv
  • Denken Sie in Monaten und manchmal sind auch Jahre für einen solchen Prozess normal und nötig
  • Seien Sie mutig! Für sich selbst. Muten Sie sich mit Ihren Bedürfnissen anderen zu. Es wird sich zeigen, auf wen Sie sich verlassen können und auf wen nicht. Das hilft Beziehungen ins Positive sortieren.
Woman support and help concept. Women hold each other's hands sitting in loft office
Gern können Sie auch mich anschreiben, Termine in meiner Praxis finden live oder per Zoom statt.